Josef Hubertus Pilates (1883 – 1967) entwickelte bereits im Laufe seiner jungen Jahre verschiedene Trainingstechniken, um kräftiger zu werden und seine Gesundheit zu fördern, denn er litt von klein an unter Rachitis, Asthma und Gelenkrheumatismus. Bereits mit 14 Jahren hatte der aus Mönchengladbach stammende Pilates einen so durchtrainierten Körper, dass er als Modell für Anatomietafeln Geld verdienen konnte. Aus Yoga und Tai Chi, Gymnastik, Skilaufen, Fechten, Boxen, Gewichtheben, Selbstverteidigung, Tanz und Akrobatik entnahm er die Dinge, welche die körperliche und geistige Balance, Stärke und Flexibilität optimal entwickeln. Seine Technik, über eine ausgewogene Körper-Geist-Kontrolle seine gesundheitlichen Ziele zu erreichen, nannte er „Contrology“. Die Hauptkategorie bildet dabei das Mattentraining. Für ein spezielleres Training entwickelte er zudem Geräte, die sich aus Holz, Schlaufen, Stangen und Federn zusammensetzen.
Neben Contrology nannte er eine ganze Reihe weiterer Prinzipien, wie z. B.
– Zentrierung (aus der Mitte kommt die Kraft)
– Koordination (Zusammenspiel von Muskeln bzw. Nerven und Muskeln)
– Präzision (Bewegung relativ zum Raum wahrnehmen)
– Ausrichtung
– Entspannung
Dazu kommt, dass der Bewegungszyklus sich am Atemzyklus orientieren sollte. Im Detail weichen die Atemregeln beim Pilates von denen im Yoga teilweise ab:
1. ausatmen = anspannen | einatmen = entspannen
2. schwierigere Bewegung = ausatmen | leichtere Bewegung = einatmen
3. verengt sich die Rumpfvorderseite = ausatmen | weitet sie sich = einatmen
Häufig wird Yoga mit Pilates hinsichtlich der Unterschiede und Gemeinsamkeiten verglichen. Dazu ist zu sagen, dass der Fokus beim Pilates in der ausgewogenen muskulären Arbeit liegt und in diesem Sinne auch Überschneidungen mit dem Hatha-Yoga aufweist. Gegenüber dem Yoga in seiner Ganzheit treten aber sämtliche spirituellen, esoterisch-meditativen und intellektuellen Aspekte in den Hintergrund bzw. bleiben ganz außen vor.